Bei der Hüftdysplasie oder Hüftgelenksdysplasie (HD) handelt es sich um eine Fehlbildung des Hüftgelenks, bei der die Hüftgelenkspfanne und der Oberschenkelkopf in ihrer Form nicht aufeinander abgestimmt sind. Die Fehlbildung kann in der Formanomalie des Oberschenkelkopfes und/oder der Hüftgelenkspfanne bestehen.

Die Ursache für eine HD ist multifaktoriell bedingt. Eine wichtige Grundlage liegt in der Erbanlage eines Hundes; falsche Ernährung und Haltung können die Entstehung und das Fortschreiten der Krankheit begünstigen.

hdDurch die übermäßige Lockerheit bzw. Instabilität des Hüftgelenks kommt es zu einer abnormen Beweglichkeit. Infolge dessen werden schmerzregistrierende Nervenfasern der Knochenhaut des Pfannenrandes gereizt und es kommt in der weiteren Folge zu reaktiven Veränderungen unter anderem an der Gelenkkapsel, am Oberschenkelkopf und am Oberschenkelhals.

Die Symptome sind verschieden geartete Lahmheiten und Bewegungsstörungen. Durch die Schmerzen im Hüftgelenk versucht der Hund, die Hintergliedmaße zu entlasten. Er will nicht mehr weit laufen, setzt sich öfter hin, hat Mühe beim Aufstehen, lahmt in der Hinterhand, schreit beim Spielen gelegentlich auf und/oder zeigt einen instabilen Gang.

Spätestens dann ist der Besuch beim Tierarzt ratsam.

Um eine HD zu erkennen, wird eine Röntgenuntersuchung der Hüfte vorgenommen. Hierzu wird der Hund kurzzeitig narkotisiert und in Rückenlage gebracht. Die Oberschenkel werden maximal gestreckt, parallel zueinander und zur Röntgentischebene gelagert und leicht nach innen eingedreht.

Die Auswertung der Röntgenaufnahme enthält verschiedene Parameter. Ein wesentliches Auswertungskriterium ist der Norberg-Winkel, der beim gesunden Hund mehr als 105°C betragen sollte.

hdWeitere Kriterien sind die Kongruenz (lat. congruentia „Übereinstimmung") von Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne, die Weite des Gelenkspaltes, die Pfannenkontur, die Kontur des Oberschenkelkopfes sowie das Vorhandensein von beginnenden oder fortgeschrittenen Arthrosen, wie walzenförmige Verdickungen des Oberschenkelhalses, Randwülste an der Gelenkpfanne, unter dem Knorpel befindliche Verdichtungen der Knochensubstanz im Pfannenbereich und die Anlagerung von Knochenmaterial am Ansatz der Gelenkkapsel (Morgan-Linie).

Je nach den Ergebnissen in den einzelnen Punkten wird ein abschließender HD Befund ermittelt:
  • Kein Hinweis für HD (A),
  • Fast normale Hüfte (B),
  • Leichte HD (C),
  • Mittlere HD (D),
  • Schwere HD (E)
Die gutachterliche Beurteilung der HD-Röntgenbilder wird in Deutschland von den Mitgliedern der „Gesellschaft für Röntgendiagnostik genetisch beeinflusster Skeletterkrankungen bei Kleintieren e.V." vorgenommen.

Eine HD ist nicht heilbar. Man kann nur das Auftreten klinischer Symptome und das Fortschreiten der Krankheit hinauszögern oder die Schmerzen reduzieren. Bei frühzeitigem Erkennen und richtigem Umgang mit der Krankheit kann man dem Hund ein normales Leben ermöglichen.

Das Fortschreiten einer HD kann durch konservative Maßnahmen beeinflusst werden. Dazu zählen:

  • hd-aufnahmeRestriktive Fütterung und Reduktion des Körpergewichts v.a. bei übergewichtigen Hunden. Eine Fütterung, die den Hund sehr schnell wachsen lässt, fördert nachweislich die fehlerhafte Entwicklung der Gelenke. Ein Überangebot von Kalzium durch Zugabe von z.B. kalkhaltigen Präparaten (Knochenmehl, Futterkalk u.ä.) gilt es zu vermeiden.

  • Vermeidung übermäßiger Bewegung; der Hund sollte zwar mäßig, aber regelmäßig bewegt werden, um der Muskelatrophie entgegenzuwirken. Dauerbelastungen, kurzfristige Spitzenbelastungen wie sie auch beim Spielen mit anderen Hunden entstehen, Sprungleistungen, der Auslauf auf hartem Untergrund und die Bewegung auf glatten, rutschigen Böden sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

  • Kein Liegen auf kaltem oder feuchten Untergrund.

  • Physiotherapie zum gezielten Aufbau der Becken- und Oberschenkelmuskulatur.

  • Im fortgeschrittenen Stadium können die Gabe von entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten (Antiphlogistika) und/oder operative Maßnahmen häufig lange eine ausreichende Lebensqualität aufrechterhalten.